Die See des Schicksaals by Michael Moorcock

Die See des Schicksaals by Michael Moorcock

Autor:Michael Moorcock [Moorcock, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: labbi1965


4

Graf Smiorgan und Vassliss aus Jharkor sahen zu, während Elric keuchend und bleich auf die Decksplanken sank. Sein erster Versuch, in dieser Welt Zauberkräfte herbeizurufen, war fehlgeschlagen und hatte ihn viel Kraft gekostet.

»Ich bin mehr denn je davon überzeugt«, sagte er zu Smiorgan, »daß wir uns auf einer anderen Existenzebene befinden, denn meine Beschwörungen hätten weniger anstrengend sein müssen.«

»Es hat nicht geklappt.«

Elric erhob sich mühsam. »Ich versuche es noch einmal.«

Er wandte das weiße Gesicht zum Himmel; er schloß die Augen; er streckte die Arme aus, und sein Körper erstarrte, als er die Beschwörung erneut sprach, dabei wurde seine Stimme immer lauter und höher, bis sie an das Kreischen eines Sturms erinnerte.

Er vergaß, wo er war; er vergaß seine eigene Identität; er vergaß die beiden, die bei ihm waren; sein Verstand konzentrierte sich voll auf den Ruf. Er schickte diesen Ruf über die engen Grenzen der Welt in jene seltsame Ebene, in der die Elementargeister hausten und in der die mächtigen Wesen der Luft noch zu finden waren - die Sylphen der Windstöße, die Sharnahs, die in den Stürmen lebten, und die mächtigsten von allen, die h'Haarshanns, Geschöpfe des Wirbelsturms.

Einige dieser Wesen begannen nun doch auf seinen Ruf zu reagieren, bereit, ihm zu dienen, wie sie auf der Grundlage eines uralten Pakts schon seinen Vorfahren gedient hatten.

Langsam begann sich das Segel des Schiffes zu füllen, die Planken ächzten, Smiorgan lichtete den Anker, und das Schiff glitt von der Insel fort, durch das Felstor der Hafeneinfahrt, hinauf aufs offene Meer - unter der fremdartigen blauen Sonne.

Nach kurzer Zeit bildete sich eine Riesenwelle ringsum, eine Woge, die das Schiff anhob und so schnell über den Ozean trug, daß Graf Smiorgan und das Mädchen nur staunen konnten, während Elric, die roten glasigen Augen blicklos aufgerissen, weiter lockend mit seinen unsichtbaren Verbündeten sprach und sie zur Hilfe veranlaßte.

So glitt das Schiff über das Meer, und endlich war die Insel nicht mehr zu sehen, und das Mädchen, das nach der Stellung der Sonne die Position prüfte, vermochte Graf Smiorgan Information zu geben, nach denen er seinen Kurs ausrichten konnte.

Sobald er vom Steuerrad fortkam, begab sich Graf Smiorgan zu Elric, der an Deck hockte, reglos wie zuvor, und schüttelte ihn an der Schulter.

»Elric! Du mühst dich so sehr, daß es dich noch das Leben kostet! Wir brauchen deine Freunde nicht mehr!«

Sofort ließ der Wind nach, die Woge verschwand, und Elric sank keuchend zu Boden.

»Es ist mühsamer hier«, sagte er. »Soviel mühsamer. Es ist, als müßte ich über größere Abgründe hinwegrufen als je zuvor.«

Dann legte sich Elric schlafen.

Er lag in einer warmen Koje in einer kühlen Kabine. Durch das Bullauge drang diffuses blaues Licht herein. Er atmete prüfend durch die Nase. Es roch angenehm nach heißem Essen. Als er den Kopf drehte, sah er Vassliss neben sich stehen, eine Schale voll Suppe in der Hand. »Ich hab' dir eine Suppe gekocht«, sagte sie. »Sie wird dich stärken. Soweit ich es zu sagen vermag, nähern wir uns dem Roten Tor. In der Nähe ist immer unruhiger Seegang, du mußt also bei Kräften sein.



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